Mein Weg zur Keramik dürfte nicht alltäglich sein, denn ohne einen langjährigen Aufenthalt in Japan wäre es wohl nicht dazu gekommen, dass ich das Keramikhandwerk erlernt hätte. Von Beruf bin ich Übersetzerin für Englisch und Französisch und habe diese Tätigkeit auch einige Jahre lang ausgeübt. 1974 gingen mein Mann und ich aus beruflichen Gründen nach Japan.
Die Begegnung mit japanischer Kunst und Kultur, vor allem aber mit der Keramik, hat mich von Anfang an fasziniert. Recht bald entstand bei mir der Wunsch, gerade in diesem Land, in dem die Keramik eine lange Tradition und Wertschätzung genießt, das Keramikhandwerk zu erlernen. Ich besuchte den Nihon Togei Club, eine traditionelle Keramikfachschule, und lernte das Keramikhandwerk von Grund auf. Die Keramik begleitete mich die ganze Zeit, bis wir 1978 wieder nach Deutschland zurückkehrten. Der Zufall wollte es, dass wir nach drei Jahren erneut nach Japan übersiedelten. Ich nahm sofort das Keramikstudium wieder auf und intensivierte es wesentlich durch die Einrichtung einer eigenen Werkstatt und den Besuch einer weiteren Keramikfachschule, Japan International Ceramics, wo neben den Fachlehrern oft Keramiker aus Japan und dem Ausland unterrichteten. Anfang 1989 konnte ich meine Keramiken in einer Galerie in Tokio ausstellen.
Nach unserer Rückkehr 1989 nach Deutschland richtete ich mir in unserem Haus in Berg eine Werkstatt ein und führte meine keramische Tätigkeit fort. Da ich das Keramikhandwerk ausschließlich in Japan gelernt habe, hat mich das mit Sicherheit geprägt. Japanische Keramik zeichnet sich durch Schlichtheit der Gefäße in Form und Glasur aus. Der Ton bestimmt den Charakter der zu entstehenden Keramik, der Künstler sieht sich nur als Mittler zwischen den von der Natur bereitgestellten Materialien und dem zu entstehenden Gefäß. Die Glasuren werden überwiegend aus natürlichen Grundmaterialien wie Holz-oder Planzenaschen gewonnen. Kleine Unregelmäßigkeiten oder Zufälligkeiten des Brandes sind keine Fehler, sondern zeugen von der Handarbeit des Keramikers und geben der Keramik ihre Lebendigkeit.
Auch nach der nun recht langen Abwesenheit aus Japan arbeite ich nach wie vor in dieser Tradition, wobei ich ganz im Sinne eines japanischen Keramikers die hier vorhandenen Materialien nutze. So sind viele meiner Gefäße mit Ascheglasuren versehen, zum Beispiel Asche aus Walnuss- oder Kastanienblättern, Asche aus Getreide, Holzasche oder Asche aus Rebenholz. Gleichfalls im Sinne japanischer Tradition sind meine Gefäße nicht nur Objekte zum Anschauen, sondern für den Gebrauch bestimmt, seien es Gefäße für den täglichen Bedarf oder für bestimmte kultivierte japanische Lebensformen wie Teezeremonie oder Ikebana.